Cataclysm Delay Bausatz

tl;dr:
Super ordentlich und übersichtlich, viel Bastelfreude, viel Spielfreude, das hat einen Dauerplatz auf meinem Pedalboard.

Roman:
Ich habe das Cataclysm-Delay bestellt, da ich ein weiteres Delay für mein Board suchte. Die Delays befinden sich mit anderen Effekten (Low-Cut - Delays - Overdrive - Hall - Tremolo -Flanger) in einem parallelen Effektweg. Ich wollte ein drittes Delay, das neben meinen beiden rein analogen Pedalen einen leicht anderen Charakter hat, aber frequenzmäßig nicht arg heraussticht. Zudem ist ein analoges trockenes Signal unumgänglich bei diesem Setup. Auch wollte ich etwas mit einer maximalen Delayzeit von 600ms oder mehr, um variabel in den möglichen Delayrhythmen zu sein. Das Cataclysm erfüllte alle meine Ansprüche und sah zudem noch recht übersichtlich zu bauen aus.
All diese Wünsche wurden mir auch erfüllt.

Da es mein erster Bausatz war (bis dahin hatte ich nur Erfahrung mit einfacheren Pedalen, die ich Point to Point oder mit Perfboard gebastelt habe), habe ich das Gehäuse vorgebohrt mitbestellt, um Fehlerquellen meinerseits zu minimieren.

Die Teile des Bausatzes waren nach Arbeitsschritten sortiert ordentlich und übersichtlich verpackt und von sehr guter Qualität.

Die herunterladbare Anleitung von PedalPCB ist einfach und sehr verständlich.
Aber eigentlich braucht man sie kaum, da alle wichtigen Informationen auf der Platine aufgedruckt sind. Mir gefällt auch sehr, wie ordentlich die Bauteile auf der Platine angeordnet sind.

Die ICs sind alle gesockelt, was sehr beruhigend ist, da man so auf keinen Fall Gefahr läuft, die Chips beim Löten durchzubacken, auch wenn man mit bleifreiem Lot bastelt.

Die Lötpunkte sind überall super für den Lötkolben zugänglich. Ich habe mir vorm Löten die einzelnen Bauteilgruppen mit Patafixstreifen fixiert, damit Alles wirklich gerade wird.

Zwei Änderungen habe ich bei meinem Cataclysm vorgenommen. Und zwar machte ich R9 schaltbar (zwei Leitungen -es wurden mehr als genug mitgeliefert- von dem designierten Ort zu den mittleren Lötösen eines dpdt-Schalters, der auf einer Seite R9, auf der anderen Nichts hat), um das trockene Signal bei Bedarf stumm schalten zu können. Das funktioniert störgeräuschfrei.
Ferner habe ich die mitgelieferte Platine für den Fußschalter nicht verwendet, das aber einfach, weil mir das direkte Verdrahten von 3pdt-Schaltern Spaß macht, und nicht, weil ich mit irgend etwas unzufrieden gewesen wäre.

Da ich eine verkürzte Spanne der Konzentration habe, Alles supergenau machen wollte und noch ein Bildchen auf das Gehäuse gemalt habe, brauchte ich drei circa zwei- bis dreistündige Basteleinheiten, die ich auf ebensoviele Tage verteilt habe.
Ich denke aber, dass der Bausatz mit etwas mehr Routine und weniger Hirnschaden an einem Tag gut zu schaffen ist.

Nur die fertige Platine habe ich entgegen häufig gelesener Empfehlungen nicht einzeln getestet, sondern das Pedal aus Ungeduld gleich fertiggebaut.

Der erste Test, nur mit Bass, Delay und Amp, präsentierte mir, was ich erhofft hatte: Nichtwahrnehmbarkeit im Bypass, angeschaltet nur eine marginale Färbung des trockenen Signals durch die Ein- und Ausgangsstufen (nur mit guten Kopfhörern wahrnehmbar) und schöne, dreckige Wiederholungen. Von der Degradierung der Höhen vergleichbar mit meinen analogen Delays, jedoch vom Attack und von der Struktur her ... härter? klarer? flacher? tapeartiger? präsenter?
Irgend etwas zwischen diesen Wörtern.
Natürlich ist bei einem so übertakteten Chip ein gewisses Rauschen der Wiederholungen bei langen Delayzeiten zu erwarten, mit einer kleinen Rückwärtsbewegung des Tonreglers des Pedals kann man dem aber gut begegnen. Und ohne Tweeter (also bei Gitarrenverstärkern sowieso) wäre es auch bei voll aufgedrehter Höhenblende wahrscheinlich charaktervoll bis egal. Mein Boss DM-2w rauscht im C-Modus genau so viel.

Jedenfalls führte der erste Test direkt zu inspirierter Spielfreude und lang anhaltendem Gedudel.

In mein Setup eingefügt spielt das Cataclysm toll mit den anderen Effekten zusammen, der Low-cut meines parallelen Effektweges verstärkt den trockenen LoFi-Charakter noch.
Dieses Pedal bleibt.
Ich habe es häufiger an, als ich vorher dachte. Im Zusammenspiel mit meinen anderen Delays (meistens sind eingestellt ~200ms, ~300ms und beim Cataclysm ~500ms) kann ich mir bei Solostücken oft den Hall sparen, bei ruhigen kontrabassinspirierten Passagen lässt das Cataclysm alleine angeschaltet das trockene Signal des Basses zufrieden und gibt ihm Tiefe, und selbst bei Slappassagen (auch, wenn da der Einsatz eines längeren Delays schon etwas bescheuert ist) oder völlig zugefuzztem Doom ergänzt es, statt sich in den Vordergrund zu drängen.

Ich bin sehr froh mit meinem ersten Bausatzpedal, habe viel gelernt und gehe nicht davon aus, dass ich noch fertige Pedale kaufen werde, wenn eine Selbstbauoption existiert.

Martin J., 13.11.2021